Interview mit Dr. Felix Bischoff

Studium der Physik (B.Sc. und M.Sc.) an der TUM

Promotion in Physik am Lehrstuhl für Experimentalphysik (E20) - Oberflächen- und Grenzflächenphysik bei Prof. Auwärter

Arbeitgeber: Accenture GmbH

 

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Lieber Felix, vielen Dank, dass du dir für ein paar Fragen zu deinem Studium der Physik an der TUM und deine nachfolgende Karriere Zeit genommen hast!

 

Warum hast du dich für das Physikstudium an der TUM entschieden?

Mein Weg war bereits in der Schulzeit ein Stück weit vorgezeichnet, da ich Physik und Mathematik als Leistungskurse gewählt hatte. Gleichzeitig interessierte mich auch der Maschinenbau, und ich war mir noch unsicher, welches Studium ich einschlagen sollte. Glücklicherweise gab es damals (2006) den Bachelorstudiengang „Engineering Physics“, der beide Bereiche vereinte. Dieses Studium entsprach im Wesentlichen dem heutigen Grundstudium der Physik im Bachelor, bot jedoch zusätzlich die Möglichkeit, Wahlfächer aus der Chemie und dem Maschinenbau zu belegen – eine Kombination, die mich sehr ansprach.

Grundsätzlich fasziniert es mich, die Dinge von Grund auf zu verstehen und gleichzeitig einen klaren Anwendungsbezug zu haben. Daher entwickelte ich früh ein Interesse an der Experimentalphysik und angewandten Physik: Man erfasst nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern erkennt auch ihre praktischen Einsatzmöglichkeiten. Besonders schätze ich an der Physik, dass sie lehrt, komplexe Probleme auf ihre wesentlichen Prinzipien zu reduzieren – eine Fähigkeit, die in vielen Bereichen von unschätzbarem Wert ist.

Könntest du deinen bisherigen Studien- bzw. Berufsweg erläutern?

Meine Bachelorarbeit habe ich durch einen Aushang in der Physik entdeckt und bin so am Lehrstuhl E20 gelandet. Dort hat mir die experimentelle Arbeit auf Anhieb sehr gefallen. Nach dem Bachelorstudium war es mir besonders wichtig, im Master sowohl über das Erasmus-Programm ins Ausland zu gehen als auch aktiv in der Forschung mitzuarbeiten. Gerade das Masterstudium Physik hat mir großen Spaß gemacht, da die Wahlfreiheit in den Fächern deutlich größer war als im Bachelor.

Meine Masterarbeit habe ich schließlich ebenfalls am Lehrstuhl E20 angefertigt, da ich dort bereits sehr positive Erfahrungen gesammelt hatte und die Möglichkeit hatte, meine Forschung aus der Bachelorarbeit weiterzuführen. Während meiner Bachelor- und Masterarbeit wurde ich von Prof. Johannes Barth betreut, und für meine Promotion, die ich 2018 abgeschlossen habe, von Prof. Willi Auwärter.

Wie war für dich der Übergang von Universität zum Berufsleben?

Der Übergang war für mich nicht ganz fließend, da ich nach meiner Promotion zunächst in Elternzeit war. Danach habe ich mich auf Jobsuche begeben und war überrascht, wie einfach es war als Physiker eine Arbeit zu finden – auch wenn das Arbeitsamt (damals) große Probleme hatte mich einzuordnen. Mir war bewusst, dass mein spezialisiertes Fachwissen in der Rastersondenmikroskopie in der freien Wirtschaft kaum direkt anwendbar sein würde. Doch schnell wurde klar, dass Physiker aufgrund ihrer mathematisch-analytischen Ausbildung in vielen Branchen sehr gefragt sind.

Bei der Wahl meines Berufs war mir besonders wichtig: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein kollegiales Umfeld sowie die Möglichkeit zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung. Die Beratung erwies sich dafür als ideal, da die vielfältigen Projekte Einblicke in unterschiedliche Themenfelder ermöglichen, kontinuierliche Weiterbildung fördern und für Abwechslung sorgen. Zudem arbeitet man häufig mit jungen, hochqualifizierten und motivierten Menschen zusammen. Zwar werden schnelle Ergebnisse gefordert, doch das empfand ich als erfrischenden „Kulturschock“ – insbesondere im Vergleich zu den oft langwierigen Prozessen während meiner Promotion an der Universität.

Wie ist deine genaue Berufsbezeichnung?

Ich bin aktuell Technologieberater bei Accenture und leite als Projektmanager Kundenprojekte mit bis zu 20 Mitarbeitern.

Was sind deine Aufgaben und wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Ich würde sagen die typischen Aufgaben im Projektmanagement: Zu Beginn meines Arbeitstages checke ich meine Mails und MS Teams Nachrichten, um wieder auf dem Laufenden zu sein. 

Dann führe ich die operativen Tätigkeiten aus, also das, wofür uns der Kunde beauftragt hat. Je nach Kunde sind dies unterschiedliche Tätigkeiten. Zum Beispiel sorgen mein Team und ich dafür, dass Daten von vernetzen Produkten zur Produktentwicklung genutzt werden können oder direkt dem Kunden für sein Produkt zur Verfügung stehen. Andererseits kümmere ich mich um Abstimmungen mit dem Team, dem Kunden und habe interne Aufgaben wie den Aufbau eines Centers of Competence für Data Science & (Gen) AI oder Coaching von neuen Mitarbeitern. 

Was gefällt dir an deinem Job besonders gut?

Mir gefällt es besonders, dass ich mich auch intern bei Accenture ausleben kann und meine Stärken in der Kommunikation und Ausbildung miteinbringe. So bin ich als Coach tätig und betreue neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die bei Accenture angefangen haben. Das ist dann keine fachliche Einarbeitung – das passiert dann direkt bei den Projekten – sondern eine „prozessuale“ Unternehmenseinarbeitung, also wie gewisse Prozesse beim Unternehmen funktionieren. Wann ist was zu tun? Mit wem muss ich sprechen? Wie entwickle ich meine ersten Ideen? Hier werden ganz generelle Fragen der Unternehmenskultur geklärt. 

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die du heute im Job benötigst, hast du im Studium/deiner Promotion an der TUM erworben?

Eine einzelne Veranstaltung kann ich nicht hervorheben – vielmehr sind es die impliziten Lektionen, die während des Studiums vermittelt werden. Ein Bachelorstudent hat dies bei der diesjährigen Absolventenfeier der Physik sehr treffend formuliert: Zu Beginn des Studiums fühlt man sich angesichts der Fülle an Informationen aus den Grundlagenfächern und weiteren Themen oft überfordert. Doch mit einer gewissen Resilienz gelingt es, sich schrittweise Wissen anzueignen und das Studium zu meistern. Der Umgang mit schwierigen Situationen – insbesondere Stressbewältigung und Durchhaltevermögen – wird dabei früh geschult, auch wenn er nicht explizit im Lehrplan steht. Diese Fähigkeiten sind in der Arbeitswelt von unschätzbarem Wert. Während ich das spezifische Fachwissen aus dem Studium heute kaum noch direkt anwende, sind die übergreifenden Kompetenzen – etwa mathematisch-analytisches Denken, Statistik und der Umgang mit Daten – essenziell für meine aktuelle Tätigkeit.

Welche Veranstaltung(en) im Studium – Praktika, Vorlesungen etc. – haben dich besonders geprägt?

Für meinen Karriereweg waren lustigerweise nicht nur die klassischen Physikveranstaltungen von Relevanz, sondern auch die betriebswirtschaftlichen Wahlfächer. So habe ich die Business Seminare der UnternehmerTUM in sehr guter Erinnerung. 

Was zeichnet für dich einen guten Wissenschaftler aus?

Ich glaube es ist wichtig in erster Linie sehr neugierig und offen zu sein. Man sollte unvoreingenommen bleiben, neue Ergebnisse interpretieren und darauf basierend weitere Experimente planen.  

Würdest du dich wieder für ein Physikstudium an der TUM entscheiden und – wenn ja – warum?

Zunächst hatte ich etwas Probleme mit Garching, da es zu meiner Zeit recht wenig in Garching gab im Vergleich zu anderen Städten, in denen die Universität ins Stadtbild mit integriert war und dadurch ein ganz anderes Studentenleben ermöglicht. Was man aber als Student schon recht früh im Studium merkt ist, dass die Ausbildung an der TUM hervorragend und international geschätzt ist. Das Umfeld Garching zieht mit seiner Forschungsinfrastruktur hervorragende Professorinnen und Professoren an und man hat damit als Student Zugang zu moderner Forschung und dem Netzwerk der TUM. Man erwirbt mit dem Abschluss also eine hervorragende Reputation und insofern bereue ich mein Studium an der TUM natürlich nicht. 

Was würdest du unseren Studierenden raten, die den Einstieg in den Beruf noch vor sich haben?

Das, was ich den Studierenden auch in meinem Vortrag an der Absolventenfeier der Physik geraten habe: Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, welche Werte und Aspekte einem persönlich besonders am Herzen liegen – nicht nur im fachlichen, sondern auch im persönlichen Bereich. Langfristige Zufriedenheit im Berufsleben hängt maßgeblich davon ab, ob diese Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen. Wenn beispielsweise der Wunsch nach Weiterbildung besteht, das Unternehmen jedoch keine entsprechenden Möglichkeiten bietet, kann dies schnell zu Frustration führen – selbst bei einer attraktiven Bezahlung. Entscheidend ist, den passenden „Match“ zwischen den eigenen Prioritäten und dem Angebot des Unternehmens zu finden. Gelingt dies, steht einer langfristigen Freude im Job nichts im Weg.

Könntest du bitte folgenden Satz vervollständigen: „Das Physikstudium an der TUM hat mir…“

… eine solide Basis für meine Karriere als Technologieberater gegeben. Es hat mich gelehrt, analytisch und strukturiert zu denken, was besonders im Projektmanagement und bei der Lösung komplexer technischer Herausforderungen von Vorteil ist. Die Fähigkeit, Unbekanntes schnell zu umreißen, hilft mir täglich dabei, die Probleme meiner Kunden zu verstehen, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Zudem hat mir das Studium gezeigt, wie wichtig es ist, interdisziplinär zu arbeiten und Wissen aus verschiedenen Bereichen zu kombinieren, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

 

Lieber Felix, vielen Dank für das schöne Interview!