Studium des Chemieingenieurwesens (B.Sc. und M.Sc.) an der TUM
Promotion in Chemieingenieurwesen (2023) bei Prof. Johannes Lercher – Lehrstuhl für Technische Chemie II
Arbeitgeber: BAYERNOIL Raffineriegesellschaft mbH
Die BAYERNOIL Raffinerie stellt für ihre beteiligten Partner aus Rohöl eine breite Palette an veredelten Produkten wie Benzin, Diesel, Heizöl oder Bitumen her. An den Standorten Neustadt und Vohburg verarbeitet BAYERNOIL jährlich bis zu 10,3 Millionen Tonnen Mineralöl mit modernster Technologie, höchster Zuverlässigkeit und unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen. Dabei ist BAYERNOIL die größte Raffineriegesellschaft in Bayern. (Quelle: https://www.bayernoil.de)
Lieber Niklas, vielen Dank, dass du dir für ein paar Fragen zu deinem Studium des Chemieingenieurwesens an der TUM und deine nachfolgende Karriere Zeit genommen hast!
Warum hast du dich für das Studium Chemieingenieurwesen entschieden?
Nach dem Abitur (u.a. in Mathematik und Chemie) habe ich ein paar Monate in der chemischen Produktion an Batch und Semi-Konti Prozessen als Chemikant gearbeitet. Ich durfte selbständig Versuche an Pilotanlagen durchführen und die damals dort angestellten Ingenieure haben mich relativ schnell dazu ermutigt Verfahrenstechnik oder Chemieingenieurwesen zu studieren. Das passte auch zu meinen Stärken in den naturwissenschaftlichen Fächern in der Schule und ich konnte während meiner Aushilfstätigkeit schon einige Einblicke in das spätere Berufsleben gewinnen. Die Entscheidung für CIW war aufgrund meines Interesses an Chemie dann recht schnell getroffen.
Könntest du deinen bisherigen Studien- bzw. Berufsweg erläutern?
2011 habe ich im Doppeljahrgang (G8/G9) an der TUM den Bachelor Chemieingenieurwesen begonnen, in den Semesterferien je nach Prüfungssituation weiter als Chemikant/Praktikant in der chemischen Produktion gearbeitet und 2015 den Master CIW begonnen. Mein fachliches Interesse ging im Laufe des Studiums hin zur Fachrichtung Technische Chemie, während sich die meisten meiner Kollegen eher in Richtung Verfahrenstechnik entwickelten. Am Lehrstuhl für Technische Chemie 2 habe ich den Großteil meiner Studienarbeiten absolviert und bin dann über Prof. Lercher an die University of Toronto gegangen um dort in meiner Master’s Thesis an Reaktionskinetik zu forschen. Am Lehrstuhl von Prof. Cathy Chin konnten wir die Ergebnisse, an denen ich mitwirkte, recht zügig veröffentlichen. Die produktive Zeit in Toronto motivierte mich auch maßgeblich eine Promotion an mein Ingenieursstudium dranzuhängen. Johannes (Lercher) hat mir das dann auch in München ermöglicht. Die Zeit an der TC2 war dann auch recht erfolgreich und vor allem sehr kurzweilig. Nachdem ich die Stories für drei Veröffentlichungen hatte, habe ich mich wieder in Richtung chemischer Produktion orientiert und mich bei BAYERNOIL beworben. Dort habe ich dann einige Jahre als Prozessingenieur gearbeitet und bin nun Designleiter im Bereich Basic Engineering.
Wie ist deine genaue Berufsbezeichnung?
Designleiter im Bereich Basic Engineering. Ein Mix aus Konzeptentwicklung, Machbarkeitsstudien, Anlagenbau und Projektmanagement.
Wie war für dich der Übergang von Universität zum Berufsleben?
Eigentlich einfach, am Anfang ist es natürlich viel Input und alles neu, aber man lernt an der TUM mit Stresssituationen umzugehen.
Was sind deine Aufgaben und wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Die Produktion identifiziert ein Problem oder eine Verbesserungsmöglichkeit und tritt an uns heran. Wir tauchen tiefer in die Fragestellung ein, erstellen in enger Zusammenarbeit mit den Teamkollegen ein auf geltenden Normen & Standards basiertes Konzept (inkl. Kostenschätzung) und treiben bzw. begleiten das Projekt bis zur Umsetzung.
Was gefällt dir an deinem Job besonders gut?
Auf der einen Seite bedarf es bei einem 24/7 produzierenden Betrieb oft einem schnellen „Trouble-Shooting“, auf der anderen Seite hat man bei mittel- bis längerfristigen Projekten die volle künstlerische Freiheit. Solange man sich an die geltenden Normen und Standards hält und der Prozess wirtschaftlich ist, sind viele Lösungswege möglich. Oft bestehen die Maßnahmen dann aus Änderungen an bestehenden Equipments, wie zum Beispiel deren Sicherheitseinrichtungen, Leitungsführungen oder auch deren Prozessparametern. Teilweise werden aber auch komplette Neuanlagen (package units) evaluiert. Effizienz- und Energiethematiken spielen in der heutigen Zeit (mit höheren Energiepreisen) natürlich eine große Rolle. Diese ganzen Gegebenheiten interdisziplinär zu diskutieren und umzusetzen macht meine Tätigkeit sehr spannend.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die du heute im Job benötigst, hast du im Studium/deiner Promotion an der TUM erworben?
Effizientes Arbeiten, Durchhaltevermögen, strukturiertes und vorausschauendes Denken, Kommunikation und ein kleines bisschen Frustrationsresistenz.
Welche Veranstaltung(en) im Studium – Praktika, Vorlesungen etc. – haben dich besonders geprägt?
Definitiv Technische Mechanik, Mathematik und Thermodynamik im Grundstudium. Hier lernt man Durchhaltevermögen - v.a. wenn man mal durchgefallen ist. Die Studienarbeiten an der TUM, sowie der Forschungsaufenthalt (nur zu empfehlen) im Ausland in Toronto waren sicherlich auch charakterbildend. Zielstrebiges und effizientes Arbeiten mit Deadline.
Was zeichnet für dich einen guten Wissenschaftler bzw. Ingenieur aus?
Interesse an der Sache. Gutes und fundiertes Grundlagenwissen. Ein ausgeprägtes „outside the box“ Denken und ein Verständnis für Wirtschaftlichkeit. An der TUM hatte ich auch im Master Chemieingenieurwesen das Wahlfach „Ingenieure im Vertrieb und Einkauf“ belegt. Solche Fächer helfen auch für das Thema der Wirtschaftlichkeit zu sensibilisieren.
Würdest du dich wieder für das Studium des Chemieingenieurwesens an der TUM entscheiden und – wenn ja – warum?
Ja. Die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten noch während dem Studium ermöglichen diverse Karrierewege. München ist zwar keine klassische, kleine, familiäre Universitätsstadt hat aber dafür einiges für den beruflichen Werdegang, als auch für die abendliche Freizeitgestaltung zu bieten.
Was würdest du unseren Studierenden raten, die den Einstieg in den Beruf noch vor sich haben?
Niemand erwartet, dass man von Anfang an im Job gleich fachlich perfekt ist. Integrität, Authentizität und Motivation sind viel häufiger gefragt.
Könntest du bitte folgenden Satz vervollständigen: „Das Studium des Chemieingenieurwesens an der TUM hat mir…“
.. ein sehr aufregendes und abwechslungsreiches Jahrzehnt, mit vielen Up’s und Down’s, beschert. Ich würd’s wieder so machen!
Lieber Niklas, vielen Dank für das schöne Interview!